Wer erfolgreich abnehmen will, muss Kalorien zählen und sie bei den Mahlzeiten entsprechend einsparen – so jedenfalls lautete lange Zeit der übliche Ratschlag für alle, die ihr Gewicht reduzieren wollten.
Man ging dabei von der Grundlage aus, eine Kalorie sei eben eine Kalorie, egal, ob sie einer Portion Gemüse oder einer Scheibe Brot zuzuordnen sei. Somit müsste es theoretisch ausreichen, lediglich die Gesamtmenge der täglich aufgenommenen Kalorien zu reduzieren, damit die Pfunde purzeln.
Weniger Kalorien = weniger Gewicht? Inzwischen weist vieles darauf hin, dass es möglicherweise doch nicht ganz so einfach ist.
Kalorie ist nicht gleich Kalorie
Für den menschlichen Körper mit seinen individuell verschiedenen Stoffwechselvorgängen macht es sehr wohl einen Unterschied, aus welchen Nahrungsmitteln sich die Kalorienmenge zusammensetzt, die man über den Tag verteilt zu sich nimmt.
Besonders deutlich wird das, wenn man die Wirkung von zwei an Kalorienzahl gleichwertigen Mahlzeiten vergleicht:
500 Kalorien in Form von gedünstetem Gemüse, angereichert mit gesunden Fettsäuren aus etwas Pflanzenöl und eine Portion Pommes Frites mit Tomatenketchup, ebenfalls 500 Kalorien, aber hauptsächlich bestehend aus Kohlenhydraten, gesättigten Fetten und reichlich Zucker.
Beide Mahlzeiten provozieren im Körper völlig verschiedene Stoffwechselreaktionen, denn nicht die Kalorien beeinflussen das Hormonsystem und den Fettstoffwechsel, sondern der Nährstoffgehalt und die Energiedichte der Nahrungsmittel.
Wie der Körper die Nahrung verwertet
Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate sind die hauptsächlichen Rohstoffe, die dem Organismus für die notwendige Energiegewinnung zur Verfügung stehen. Diese Energie entsteht während des Verdauungsvorgangs, die Menge der entstehenden Energie ist jedoch abhängig von der Art der konsumierten Nahrungsmittel.
Während der Energiegehalt von Kohlenhydraten und Eiweiß mit etwa 4 Kalorien pro Gramm ungefähr gleich ist, liefert Fett mit 9 Kalorien pro Gramm wesentlich mehr Energie.
Die Verdauung von Kohlenhydraten und Fett benötigt weniger Zeit, es entsteht mehr an vom Körper nutzbarer Wärmeenergie und weniger Abwärme.
Umgekehrt verhält es sich, wenn die gleiche Kalorienanzahl in Form von Eiweiß aufgenommen wird. Die Verwertung nimmt mehr Zeit in Anspruch, dennoch ist die Ausbeute an Wärmeenergie geringer und die Menge der abgegebenen Abwärme deutlich höher.
Darauf beruht der Vorteil von eiweißbetonten Diäten mit reduziertem Kohlenhydratgehalt und geringem Fettanteil: Sie zwingen den Stoffwechsel zu erhöhter Produktivität, um den Wärmehaushalt zu stabilisieren. Bei einer täglichen Zufuhr von 2000 kcal kann der so gesteigerte Anteil an Abwärme durchaus 100 bis 150 kcal ausmachen.
Der Einfluss der Hormone auf den Stoffwechsel
Der gesamte Stoffwechsel basiert auf dem Zusammenspiel von Hormonen und Enzymen.
Sie bestimmen darüber, wie die einzelnen Nahrungskalorien vom Körper verwertet werden, wie viel Energie freigesetzt wird und ob der Stoffwechsel eher träge oder beschleunigt abläuft.
Auch das Füllen und Entleeren der Fettdepots, die Anpassung des Energieverbrauchs und die Ausschüttung oder Drosselung der nötigen Enzymmengen richtet sich nach dem jeweils aktuellen Hormonspiegel. Das Hormon mit dem größten Einfluss auf das Körpergewicht ist Insulin; will man abnehmen, sollte man es im Auge behalten. Insulin übt einen direkten Einfluss auf die Fettzellen aus und ist maßgeblich für den Fettstoffwechsel verantwortlich.
Aus diesem Grund werden unterschiedliche Nahrungskalorien vom Körper auch unterschiedlich verwertet, denn nicht die Kalorienzahl bestimmt die Insulinausschüttung, sondern die Art der konsumierten Nahrungsmittel.
Eine Ernährungsweise, bei der es sehr schnell zu hohen und langanhaltenden Insulinwerten kommt, ist zum Abnehmen eher kontraproduktiv. Selbst wenn die Kalorienzufuhr eingeschränkt ist, blockiert das Übermaß an Insulin den Fettstoffwechsel und führt dazu, dass man eher noch an Gewicht zulegt. Ein nachhaltiger Abbau überflüssiger Fettdepots ist nur möglich, wenn die Kost aus Nahrungsmitteln besteht, die den Insulinspiegel dauerhaft auf einem niedrigen Niveau halten.
Entscheidend für eine erfolgreiche Diät ist folglich nicht die Menge der eingesparten Kalorien, sondern vielmehr die Art und Zusammensetzung der täglichen Mahlzeiten.
Warum manche Diäten mehr bewirken als andere
Es gibt bestimmte Ernährungsempfehlungen, die in Bezug auf Gewichtsreduktion und Körperfettabbau in kürzerer Zeit zu mehr Erfolg führen. Es handelt sich dabei um die Gruppe der sogenannten „Low Carb“ Diäten. Zucker in reiner Form oder aus Kohlenhydraten gewonnen ist der für den Körper am schnellsten verfügbare Energielieferant und für die reibungslose Funktion von Gehirn und Nerven unverzichtbar.
Enthält der tägliche Speiseplan jedoch keinen Zucker und nur wenig Kohlenhydrate, muss der Organismus die benötigte Zuckermenge aus anderen verfügbaren Nahrungsbestandteilen wie Eiweiß und Fett herstellen. Dieser Prozess dauert länger, verbraucht mehr Energie, regt den Stoffwechsel an und erhöht die tägliche Energiebilanz. Auch aus diesem Grund sind Diäten, bei denen es nur um das Zählen von Kalorien geht, nicht mehr zeitgemäß.
Gute Ernährung bringt mehr als Kalorienzählen
Jeder Körper verwertet die ihm zugeführten Kalorien und Nährstoffe anders. Schon aus diesem Grund reicht es nicht, die Kalorien zu addieren und zum Abnehmen einen Teil wegzulassen. Dafür sind die einzelnen Stoffwechselvorgänge viel zu komplex und individuell verschieden.
Als einfache Richtlinie ist der Kalorienwert der einzelnen Nahrungsmittel geeignet und man sollte sie beim Aufstellen eines Diätplans durchaus mit berücksichtigen. Doch wichtiger ist die Zusammenstellung vollwertiger gesunder Mahlzeiten, die den Nährstoffbedarf decken, lange sättigen und den Insulinspiegel auf einem gleichbleibenden niedrigen Niveau halten
Quelle: http://www.b2tb.de/?p=646